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Friedbergs Kunstwerk Muyitoha


Die Friedberger haben immer ganz besondere Kunstwerke. Wie 2005 das Muyitoha. Das hat 5000.- Euro gekostet und wurde als wichtiges Kunstwerk an einem wichtigen Ort, dem Rathaus installiert. Nach einem halben Tag war es weg, das teure Kunstwerk. Der Hausmeister hat es abgenommen. Vermutlich dachte er sich: "Welcher Depp hängt jetzt so an abgrupftn Stecken ans Rathaus hi? Ausgerechnt, wo sonst die Fahna hängt. Des mach i schnei weg, bevor des da Bürgamoasta sicht." Er hat den Ast mit den geflochtenen Zweigen abgenommen und penibel und genau, wie Hausmeister nun mal sind, fein säuberlich und passend für die braune Tonne, in kleine Stücke zersägt.

Wenn ein "Büschel" dran ist, ist`s Kunst

Ich meine, ich muss meine abgesägten Äste zur Wertstoffsammelstelle bringen, zahle zwei Euro pro Sack! Die Stadt zahlt für einen einzigen Stengel 5000.- Euro und hängt den dann ans Rathaus! Seit dem betrachte ich meine Weide im Garten als Kapitalanlage. Wenn mir die Stadt nur die "Niederschlagsgebühr" für den Regen erlassen würde, könnte sie dafür den kompletten Baumschnitt haben.

Maibaum ist Kunst

Der Künstler führte dann mit dem Hausmeister ein eingehendes Gespräch über Kunst. Vielleicht, wie bei uns üblich, wurde das  gemütlich bei einer Brotzeit und einem Bier erörtert. Vielleicht haben sie ein oder zwei Fässer Bier gebraucht,  bis der Künstler verstanden hat, dass bei uns die Kunstwerke nicht aus Ästen, sondern aus ganzen Baumstämmen sind, und nicht "Muyitoha", sondern "Maibaum" heißen.
" Weist du, was du da zersägt hast, das war Kunst"
"Na, des Zersägn war koa Kunst. War ganz leicht."
"Ich meine auch nicht den Akt der Zersägens, sondern, den Gegenstand."
"Na, in da Gegend is a nix gstandn."
"Natürlich, ist ja auch gehangen."
"Woaßt, bei uns in Bayern, do hängt nixn. Do steht ois!"
"Weißt Du, was du zersägt hast, das war kein Stock, das war Kunst. Da war noch ein Ast dran, und geflochtene Zweige. Und die waren fospho.. naja also haben geleuchtet in der Nacht. Jawoll!"
"Ezat sog i dir wos: Wenn Du an Maibam an Rathaus hihänga konnst, dann ist des Kunst."

"Muyitoha" ist verschwunden- FDB bleibt

Das Kunstwerk ist nicht nur vom Rathaus verschwunden, sondern aus der ganzen Geschichte. Wenn man heute nach "Muyitoha" googelt, dann findet man nichts mehr. Das Wort gibt es nicht. Man weiß nicht mal, ob es ein asiatisches Wort, oder vielleicht spanisch oder griechisch ist.
Aber trotzdem hat Friedberg es geschafft, als Kunst und Kulturstadt ernst genommen zu werden. Durch den Skulpturenpfad, die Kunstschule, die Kunstspechte, durch einige regionale darstellende Künstler und auch durch den Friedberger Musiksommer und den Friedberger Advent werden Kunst und Kultur von Einheimischen geprägt und gestaltet. Wir haben eine Friedberger Hymne, Sportschützen, Theatervereine und die Landjugend,  Wasser- Ski- Meisterinnen, herausragende Musikerinnen und Musiker, Turnerinnen der Meisterklasse, einen 5 Sterne-Koch und den Bischof aus Rohrbach - und eine Flamenco- Tänzerin. Damit hat Friedberg eine Menge zu bieten und was Muyitoha war, weiß fast keiner mehr.

Sigrid Kröger
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