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Der Tanz mit dem Säbel:

Viele Beschreibungen aus Reiseerzählungen handeln von Bauchtänzerinnen, die akrobatische Kunststücke vollführten, wie das Balancieren von gefüllten Tassen oder Säbeln auf dem Kopf, wobei die Tänzerinnen ihre Körperteile völlig isoliert voneinander bewegten. Es gibt Hinweise, dass das Balancieren des Säbels nicht nur eine akrobatische Kunstform ist, sondern auf ein kämpferisches

Frauenvolk, ähnlich den Amazonen, zurück geht: Im heutigen Seistan, in der Region Afghanistan und Iran, lebten die Skythen, ein matriachales Volk, das von einer Priesterkönigin beherrscht wurde. Die skythische Waffe, war in Form einer Mondsichel und galt als mythisches Symbol der Kastration der Götter. Im englischen heißt die Sense heute noch „scythe“. Die skythischen Frauen benutzten diese Waffe sowohl im Krieg als auch bei religiösen Zeremonien und in der Landwirtschaft. Nach Diodor „kämpften diese Frauen wie Männer, und sie sind ihnen keiner Weise an Tapferkeit unterlegen.“ Die Gottheit die in skythischen Kunstwerken dargestellt war, war die griechische Artemis, die Mondgöttin. Die Skythinnen wurden als Sakai benannt, ihre wichtigste Stadt war Sakastane, heutiges Seistan. Ein skythisches Mädchen durfte erst heiraten, wenn es in der Schlacht drei Feinde getötet hatte.1 Der kretische Name der Urmutter war, „Rhea Kronia“, Herrin der Zeit. In der hellenischen Mythologie bekam sie einen Gemahl, Kronos. Sie schwang die skythische Waffe, die Mondsichel, um unbarmherzig Kronos „hinzumähen“.2 Von Rhea (Erde) wird berichtet, sie brachte ihren Sohn Zeus vor Kronos, der alle seine Kinder auffraß, in Sicherheit. Sie brachte ihn zu den Curetes. Damit Kronos das Weinen des Zeus nicht hören konnte, tanzten die Curetes und schlugen ihre Schwerter auf die Schilder, „wie Rhea es sie gelehrt hatte“. Hier klingt an, dass die Götter den Menschen das Tanzen lehrten. Die Weitergabe des Tanzes von Göttin zum Mensch liegt darin, dass die ganze Erschaffung der Welt bei mehreren Schöpfungsgeschichten durch Klangwellen entstanden sei. Die Götter hätten Klangwellen ausgesandt,  durch welche die Materie begann sich zu bewegen. Sie umkreisten sich wie im Tanz und als alles erschaffen war, lehrten die Götter auch den  Menschen das Tanzen. Da der Tanz von Göttern angeregt wurde, war er auch Teil der heiligen Zeremonie.3

 

 

Der Tanz mit dem Säbel kann also durchaus als Tanz mit dem Symbol der Mondsichel für Artemis oder die hellenische Rhea betrachtet werden, wenn auch nicht gerade als männerfreundlich….

Heut zu Tage gilt der Tanz mehr der Kunst und Unterhaltung. So kann der Säbeltanz auch eine weniger kriegerische Bedeutung erhalten und schlicht als die Geschicklichkeit, mit welcher die Tänzerin mit der Waffe umgehen kann, interpretiert werden.

Copy S. Kröger

1 B. Walker, Das geheime Wissen der Frauen, Lexikon; dtV, 1996; S. 27 und 919;
2 a.a.O. S. 919
3 Wendy Bounaventura; Bauchtanz, die Schlange und die Sphinx; 1984; S. 22